Baldige Bürgerbeteiligung ist gefragt beim Ausbau der Stromnetze. Die Bundesnetzagentur plant 50 Projekte vor allem in Franken. Weil der genaue Trassenverlauf noch nicht festgelegt scheint, warten viele ab, das könnte falsch sein.

Autor: Lorenz Storch Stand: 10.09.2012

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Wir stecken in Deutschland mitten drin in einer Energiewende – das ist inzwischen fast allen bekannt. Damit der Windstrom von der Küste zu uns nach Bayern kommt, und unser Solarstrom in den Norden, braucht es neue Stromleitungen. Das wissen mittlerweile auch viele Menschen. Aber wie stark Bayern von den geplanten neuen Stromtrassen berührt wird, ist vielen noch nicht klar. Vielleicht haben sich bisher deswegen so wenig Bürger im Planungsverfahren zu Wort gemeldet.

„Wir haben aus Stuttgart 21 gelernt, und wollen die neuen Hochspannungsleitungen mit und nicht gegen die Bürger bauen. „Das ist die Botschaft der Behörden mit ihrem so genannten „Netzentwicklungsplan“, der im bisherigen Entwurf fast 4000 Kilometer neue Trassen quer durch Deutschland vorsieht.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, hat vor wenigen Tagen alle Bürger und Experten aufgefordert, ihre Meinung zu den Projekten zu sagen:

Jochen Homann bei der Pressekonferenz am 6.September

Die Bundesnetzagentur bietet die Möglichkeit von Kommentaren übers Internet, und einen Informationstag in Nürnberg in zwei Wochen. Wie viele mitmachen, bleibt abzuwarten. Im Frühsommer hatten die Netzbetreiber selbst ihre Pläne schon zur Diskussion gestellt, das Echo vor allem aus Bayern blieb aber eher mau. Sogar in Meitingen bei Augsburg, das als Startpunkt einer der neuen Stromautobahnen bereits konkret festgeschrieben ist, blieben die Bürger zurückhaltend.

Wer Einfluss nehmen will, muss es jetzt tun

Der Energie-Ökonom Lorenz Jarass ist ein Kritiker der vorliegenden Netzausbaupläne, er hält sie für klar überdimensioniert. Und versteht nicht, warum sich so wenig Bürger einmischen. Seiner Ansicht nach ist jetzt die letzte Gelegenheit, noch entscheidend Einfluss zu nehmen:

„Diese Korridore werden auf einen Kilometer scharf dann von der Bundesnetzagentur auf der Grundlage des Netzentwicklungsplans festgelegt. Da gibt es keine oder fast keine Bürgerbeteiligung mehr. In Bayern sind eine Vielzahl von neuen Leitungen geplant.“

Energie-Ökonom Lorenz Jarass

Trassenschwerpunkt Franken

Besonders betroffen von den neuen Hochspannungsleitungen ist Franken. Von Grafenrheinfeld bei Schweinfurt aus sind gleich drei Trassen nach Norden geplant, quer über Rhön und Grabfeld. Und die Stromautobahn, die von Meitingen nach Sachsen-Anhalt führen soll, läuft in den Plänen quer durch die Fränkische Schweiz. Wovon aber viele Bürger dort noch nichts ahnen:

Im jetzigen Stadium sind in der Tat noch kaum Ortsnamen im Umlauf, kaum einer fühlt sich deswegen von den Plänen direkt betroffen. Und ein normales Genehmigungsverfahren für die Trassen soll nächstes Jahr noch folgen. Dann gibt es noch einmal Bürgerbeteiligung. Wer aber die Notwendigkeit einer Leitung grundsätzlich anzweifelt, der wird dann zu spät dran sein.